Wie entwickelt sich das Kind im Mutterleib?

Es ist ein Wunder der Natur, wie ein Lebewesen entsteht. Unbemerkt und verborgen beginnt der Weg eines neuen Menschenlebens. Unter Umständen kommt es sogar ab und zu vor, dass der Embryo bis zur 10. Woche unentdeckt bleibt.

Der Eisprung findet statt, das Ei wird im Eileiter aufgefangen. Dort ist es bis zu 24 Stunden befruchtungsfähig. Nachdem eine Samenzelle in die Eizelle eingedrungen ist, wandert das Ei in die Gebärmutter und nistet sich ein. In diesem Augenblick beginnt die Schwangerschaft. Dieser Verlauf der Dinge spürt die Frau nicht. Erst dann, wenn die Zellen sich zu ordnen beginnen, d.h. sich in drei Schichten zu teilen, spürt die werdende Mutter, dass ihr Körper sich verändert. Die Teilung der Zelle passiert, bevor der Embryo erkennbare Gestalt annimmt. Aus dem Ektoderm entwickeln sich Nervensystem, Haut, Haare und Gehirn. Aus dem Endoderm entwickeln sich Leber, Verdauungstrakt und die inneren Organe. Aus dem Mesoderm entstehen Skelett, Gelenke, Muskeln und die Fortpflanzungsorgane.

Etwa eine Woche nach der Einnistung der Eizelle, verbindet sich der Embryo mit der Mutter und fängt an, sich aus dem Blutkreislauf der Mutter über viele hundert wurzelähnliche Büschel, die die Fruchtblase bedecken, zu ernähren. Von da gelangt die Nahrung über einen Vorläufer der Nabelschnur zum Embryo.

Schon in der 5. Schwangerschaftswoche (SSW) kann man bei der Ultraschalluntersuchung den Herzschlag hören. Die Krümmung des Körpers erinnert an ein Seepferdchen. Lungenknospen und Leber werden gebildet. Die Augenlinsen entstehen. Zwei Wochen später, d.h. in der 7. SSW, sind Wirbelsäule, Kopf, Hände und Füßchen zu sehen. In dieser Phase kommt es auch dazu, dass der Embryo zum ersten Mal Urin ausscheidet. Das bestätigt die gute Funktion der Nieren. Man kann auf dem Ultraschallbild schon ein Skelett erkennen.

Besonders erstaunlich ist die Tatsache, dass alle Sinnesorgane des Embryos komplett funktionieren, obwohl sie noch nicht vollständig ausgebildet sind. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass ab dieser Entwicklungsphase der Embryo Reize aufnehmen kann. Diese Reize beeinflussen dann seine weitere Entwicklung.

Ca. in der 9. SSW bewegt sich das Baby zum ersten Mal. Obwohl diese Bewegungen nicht spürbar für die Mutter sind, sind diese bei einer Ultraschalluntersuchung zu sehen.

Die Embryonalzeit, die Zeit bis der gesamte Körper ausgebildet ist, dauert ca. 70 Tage. Die Monate danach spricht man von einem Fötus, der an Gewicht zu nimmt, Muskulatur ausbildet, wächst und das Angelegte ausgestaltet.

Das Wort „Fötus“ kommt von dem lateinischen Wort „Fetus“, das „Spross, Trieb“ bedeutet.

In diesem Entwicklungsstadium sind die Augen des Fötus meistens geschlossen, sein Mund öffnet sich ab und zu, im Zahnfleisch bilden sich Zahnknospen (die Vorläufer der Milchzähne). Das Herz erreicht seine endgültige Form und schlägt ca. 140-mal pro Minute.

Die Zeit zwischen der 11. und der 16. SSW charakterisiert sich mit verschiedenen „Körperaktivitäten“ des Fötus wie Schlucken, Gähnen, Saugen. Das Baby hat sogar gelegentlich Schluckauf. Die Finger sind fast vollständig gebildet und langsam machen sich auch die ersten Nägel bemerkbar. Die Schilddrüse des Babys fängt an, Hormone selbstständig zu produzieren. Das Verdauungssystem beginnt langsam zu funktionieren.

Ab der 16. SSW produziert das Babyimmunsystem seine eigenen Antikörper, nimmt Geräusche wahr und das Geschlecht des Babys kann ebenfalls festgestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt nimmt der Fötus langsam an Fettmasse zu, die für die Körpertemperaturregelung nach der Geburt verantwortlich ist.

Im Laufe der 18. SSW bilden sich bei den Mädchen die Eierstöcke, die mit fünf Millionen Eiern ausgestattet sind, und bei den Jungen die Prostata.

Mit der 20. SSW beginnt die wichtigste Phase für die Sinne des Kindes. Die zuständigen Nervenzellen entwickeln sich in den entsprechenden Bereichen des Gehirns. Es vermehren sich die komplexen Verbindungen, die für die Entwicklung der Denk- und Gedächtnisfunktionen notwendig sind.

Die 24. SSW ist von entscheidender Bedeutung für das Baby. Erfolgt nach dieser Zeit eine Frühgeburt, hat der Fötus, mit ärztlicher Hilfe, hohe Überlebungschancen. In diesem Stadium stabilisiert sich das Rückgrat und das Baby kann schon im Bauch sitzen.

Eine Woche später, 25. SSW, ist besonders aufregend für den Vater, da er auch ab diesem Zeitpunkt die Babybewegungen spüren kann, wenn er sich seine Hand auf den Bauch legt. Die Nasenlöcher werden auch geöffnet und in der Lunge entwickeln sich weiterhin Blutgefäße.

In der 26. SSW unterscheiden die Augen des Babys zwischen hell und dunkel. Die Bewegungsaktivität ist besonders hoch.

Ab der 29. SSW wird es deutlich eng für das Baby im Mutterleib. Es kann sich nicht mehr so frei bewegen. Das Gehirn entwickelt sich rasant schnell. In den letzten 12 Wochen der Schwangerschaft bekommt das Kind die wichtigsten Abwehrstoffe über die Plazenta, die vor Infektionskrankheiten schützen.

In der 30. SSW bekommt das Baby sein erstes Haar auf dem Kopf.

In der 33. SSW besitzt das Baby die richtige Kopf-Körper-Proportion. Die Knochen sind vollständig entwickelt, aber immer noch weich und biegsam. Durch das Fettgewebe des Kindes liegt seine Körpertemperatur um bis 1°C höher als die der Mutter.

Die Schwangerschaft befindet sich schon in der 34. SSW, die besonders „musikalisch“ für das Baby ist. Es kann von jetzt an bestimmte Musikstücke erkennen und dem Rhythmus nachfolgen. Klassische Musik und viele Klavierstücke folgen einem Muster, das dem der menschlichen Sprache sehr ähnlich und für das Baby besonders angenehm ist. Je nachdem, welche Art von Musik die Eltern hören, kann das Baby angeregt werden oder sich entspannen.

Ab der 35. SSW funktioniert das Immunsystem des Babys absolut selbstständig. Der Wachstums-Endspurt des Kindes beginnt auch in dieser Woche.

In der 36. SSW nimmt das Baby die endgültige Geburtsposition ein. Vor allem bei Frauen, die zum ersten Mal gebären, ändert das Baby seine Lage selten noch einmal. Ab jetzt kann das Kind jeden Augenblick zur Welt kommen.

Die „Kugelzeit“ erreicht jetzt die 38. SSW. Im Darm des Kindes sammelt sich das Mekonium (Kindspech), eine dunkelgrüne Masse aus ausgestorbenen Zellen und Abfallstoffen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase des Ungeborenen. Das Mekonium wird kurz nach der Geburt ausgeschieden. Wenn sich die Geburt verzögert, kann es auch schon früher ausgeschieden werden.

Die Endphase der Schwangerschaft ist schon da. In den letzten Tagen vor der Geburt werden die übrig gebliebenen Reste der Käseschmiere verschwinden. Die Knochenlücken am Schädel des Babys heißen Frontanellen, weil man an ihnen leicht den Puls des Babys fühlen kann. Wenn der Kopf des Babys bei der Geburt verformt wird, ist das keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das ist ganz normal. Die Formbarkeit des Kopfes des Babys ist zwingend notwendig, da sich während der Geburt die Schädelkochen übereinander schieben, um den Kopfumfang zu verringern, ohne dabei das Gehirn Schaden nimmt.

Die Schwangerschaft bietet den werdenden Eltern die Möglichkeit, ihr Kind schon vor der Geburt kennen zu lernen. Das ist die Zeit, in der ein Wunder der Natur passiert. Dieser Moment muss genossen und richtig erlebt werden.

0 Antworten

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Wollen Sie an der Diskussion teilnehmen?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar